Alex Glasner-Hummel: Geflohen Verboten Ausgeschlossen

Am 7. Februar 2024 war Alex Glasner-Hummel unser Gast. Er sprach darüber, wie sich Deutschland gegenüber seiner kurdischen Bevölkerung verhält: nicht besonders freundlich, eher ausgrenzend und diskriminierend. Eine relevante Rolle spielt das seit 1993 geltende PKK-Verbot, das der deutsche Staat auch gegen kurdische Vereine, gegen kurdische Kultur, gegen kurdisches Leben ganz allgemein anwendet. Am Beispiel der Geschichten von konkreten Personen, Verlagen, Vereinen, Feierlichkeiten haben wir erfahren, welches Ausmass und welche Absurdität die Repressionen gegenüber der kurdischen Bewegung innerhalb Deutschland annehmen können. Auch über die Gründe und Hintergründe des PKK-Verbots wurde gesprochen, viele davon sind geopolitischer Natur. Alles in allem: ein deutliches deutsches Demokratiedefizit.

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Rückblick: Der Elefant im Raum

Am 1. Februar 2024 war das Labyrinth bei zu Gast in den schönen Räumlichkeiten des Theologischen Seminars. In einem von Caspar Battegay moderierten Gespräch stellte Andreas Isenschmid sein Buch „Der Elefant im Raum“ vor. Es war ein angeregter und vielseitiger Abend über das Jüdische im literarischen Schaffen von Marcel Proust. Über Ambivanenzen, über Erzählperspektiven, über Antisemitismus im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts, über vieles mehr. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Verein Buch.Kultur.

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Diane Oliver: Nachbarn

»Nachbarn« ist eines jener seltenen Werke in der Literatur, die ihre Zeit einfangen und ihr doch weit voraus sind. Diane Oliver erkundet darin die sich wandelnden sozialen Umstände: Beäugt von den Nachbarn, fragen sich Ellie und ihre Familie, ob es richtig ist, den kleinen Bruder morgen als einziges Kind auf die Schule der Weißen zu schicken. Ein Paar wird durch rassistische Übergriffe dazu getrieben, im Wald zu leben, und entwickelt eine mörderische Wut. Meg heiratet einen Schwarzen, doch die Liebe fordert über die Grenzen der Hautfarbe ihren Preis. Über allem könnte die Frage stehen: Gibt es einen Unterschied zwischen dem, was für die Gesellschaft am besten ist, und dem, was das Individuum braucht? Oliver geht es immer um beides, um das Politische und das Persönliche, und damit um allgemeingültige Fragen unserer Existenz und unseres Miteinanders.

Diane Oliver: Nachbarn. Aufbau Verlag 2024.

Alex Capus: Das kleine Haus am Sonnenhang

Eine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks: Alex Capus erzählt eine persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst. – Es sind die neunziger Jahre in Italien. In den Kneipen wird geraucht, an den Tankstellen wird man bedient. Alex Capus bezieht ein einsam stehendes Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs. Dort verbringt er viel Zeit mit seiner Freundin und Freunden, dort sucht er die Einsamkeit, um an seinem ersten Roman zu schreiben. Wie findet man Zufriedenheit im Leben? Warum stets eine neue Pizza ausprobieren, wenn doch die gewohnte Pizza Fiorentina völlig in Ordnung ist? Warum Jagd nach immer noch schöneren Stränden machen, wenn schon der erste Strand gut ist?

Alex Capus: Das kleine Haus am Sonnenhang, Hanser 2024.

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Sebastian Steffen: I wett, i chönnt Französisch

30 Jahre ist es her, dass der Erzähler seine 13-jährige Freundin und Schwester Astrid tot im Maisfeld aufgefunden hat, ermordet. Nicht zuletzt die Frage, ob er damals der Toten noch einen Umschlag mit einem Gutschein entwendet hat, hält ein Karussell aus Reue und schlechtem Gewissen in Gang. Immer wieder breitet sich die dörfliche Szenerie in seinen Vorstellungen aus; Halbwissen, erinnerte Sprachfetzen und der Geist der Zeit treiben ihn um – und zurück zum Schauplatz. Weit weg gehen könnte eine Möglichkeit sein, vergessen. Oder auf einer Alp alles nochmals in Rollen bringen…

Sebastian Steffen, I wett, i chönnt Französisch. Der gesunde Menschenversand, 2023.

Erich Kästner: Kästner im Schnee

Erich Kästner liebte den Schnee und ganz besonders Schnee und Sonnenschein im Hochgebirge: Hier fand er Zeit zum Schreiben, Ruhe und Erholung – und genoss das „Obensein“.
Als passionierter Zuschauer beobachtete er aus dem Liegestuhl heraus das bunte Treiben um sich herum, die Skifahrer, die Schneeballschlachten und die vorbeiziehenden Gondeln. Kästner war ein regelmässiger Gast in den mondänen Gebirgshotels und wurde dort ein ums andere Mal Zeuge von Kostümbällen, da seine Winterurlaube stets in den Faschingsmonat fielen. Bei solchen Gelegenheiten machte Kästner Begegnungen und Beobachtungen, die in Romanen wie Drei Männer im Schnee und in Geschichten wie Vornehme Leute, 1200 Meter hoch ihren literarischen Niederschlag fanden.
Die alpine Wintersportlandschaft mag sich seit Kästners Tagen verändert haben – die Glücksmomente beim Anblick des schneebedeckten, in der Sonne schimmernden Hochgebirges sind jedoch geblieben. Dieses Buch versammelt die schönsten dieser Momente, festgehalten von einem, der mit scharfem Blick auch das dichteste Schneegestöber durchdrang und mit spitzer Feder die Moden und Marotten der Menschen seiner Zeit genüsslich aufzuspiessen wusste.

Erich Kästner: Kästner im Schnee. Atrium 2009.

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Bernhard Schlink: Das späte Leben

Martin, sechsundsiebzig, wird von einer ärztlichen Diagnose erschreckt: Ihm bleiben nur noch wenige Monate. Sein Leben und seine Liebe gehören seiner jungen Frau und seinem sechsjährigen Sohn. Was kann er noch für sie tun? Was kann er ihnen geben, was ihnen hinterlassen? Martin möchte alles richtig machen. Doch auch für das späte Leben gilt: Es steckt voller Überraschungen und Herausforderungen, denen er sich stellen muss.

Bernhard Schlink: Das späte Leben. Diogenes 2023.

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darja serenko: mädchen und institutionen

Feinsinnig und Couragiert verbindet Darja Serenko Poesie und politischen Aktivismus. Bekannt sind ihre Plakate mit feministischen, widerständischen oder alltagspoetischen Statements, mit denen sie und Gleichgesinnte 2016 im urbanen Russland unterwegs waren und dabei die Reaktionen aus der Öffentlichkeit dokumentierten. Darja Serenko ist auch an der horizontal organisierten Feminist Anti-War Resistance beteiligt, die sich deutlich gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine positioniert und bei all der Härte des Regimes versucht, widerständig zu bleiben.

Nun ist beim Suhrkamp Verlag ein zweiteiliges Buch von Darja Serenko erschienen. Im titelgebenden Teil erzählt sie lakonische Geschichten von jungen Frauen, die ihr Dasein in den staatlichen Kultureinrichtungen fristen. Es ist eine absurde patriarchale Welt, in der zwar sporadische Solidarität aufblinkt, sonst aber Misogynie, Bürokratie und Machtspielchen vorherrschen. Im Hintergrund surrt das anschwellende autokratische Rauschen.

Den zweiten Teil des Buches begann Darja Serenko zu schreiben, als sie wegen eines Protests für 15 Tage in Haft war. Zwischen die Schilderungen des Gefängnisalltags schieben sich Prosagedichte, Satiren und Essays. Es sind Texte aus der Zeit nach der Eskalation zum grossangelegten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: eine wütende und schmerzhafte poetische Auseinandersetzung mit der Gewalt, die der Krieg vor allem für Frauen und queere Menschen bedeutet, dabei wirft Darja Serenko Fragen nach Verantwortung und Schuld auf und reflektiert über Exil, Aktivismus und Widerstand.  

Wie der erste Teil «Mädchen und Institutionen» richtet sich auch der zweite Teil «Ich wünsche Asche meinem Haus» eigentlich an Leser*innen in Russland, kann dort aber nicht erscheinen. In der Übersetzung von Christiane Körner liegt er nun dem deutschsprachigen Publikum vor und vermittelt diesem eine Ahnung des Dilemmas zwischen Mitmachen und Widerstand, in dem sich die Bevölkerung Russlands aktuell befindet.

darja serenko: mädchen und institutionen. geschichten aus dem totalitarismus, suhrkamp 2023

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Stefanie Sargnagel: Iowa

2022 tauscht Stefanie Sargnagel widerstrebend das bequeme Wiener Sofa gegen ein Flugticket in die USA ein. In Iowa soll sie an einem College mitten im Nirgendwo Creative Writing unterrichten. In der Kleinstadt Grinnell mit ihren 8000 Einwohnern gibt es ausser endlosen Maisfeldern: nichts. Mit von der Partie ist Musiklegende Christiane Rösinger, und gemeinsam machen die beiden sich auf, das Nichts zu erkunden. Sie finden übergewichtige freundliche Einheimische, traditionelle Geschlechterrollen, Riesensupermärkte, unglaubliche Würstchen und ein Glas voller eingelegter Truthahnmägen.

Mit korrigierenden Fussnoten von Christiane Rösinger.

Stefanie Sargnagel: Iowa. Ein Ausflug nach Amerika, Rowohlt Hundert Augen 2023.

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Alice Oseman: Heartstopper

Wer die queere Liebesgeschichte «Heartstoppers» bereits ins Herz geschlossen hat, soll doch rasch «Band fünf» auf den Wunschzettel für Weihnachten schreiben. Denn der fünfte Band ist soeben auf Deutsch erschienen und lässt uns weiter in die Welt von Nick und Charlie und all ihren Freund*innen eintauchen.

Es ist Sommer, Nick und Charlie sind noch immer verliebt. Bald wird die Schule passé und der erste Schritt in eine neue Zukunft gemacht sein. Doch wird es eine gemeinsame? Wie soll das gehen, wenn sich Nick für die Universität entscheidet, die weit entfernt ist? Ein weiteres Kapitel der weltweit bekanntesten queeren Liebesgeschichte in Bildern! Das Schönste daran: Band fünf ist noch nicht das Ende.

Alice Oseman: Heartstopper, Band 5, Graphix Loewe 2023.

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