Matthias Hennig – Das andere Labyrinth

Imaginäre Räume in der Literatur des 20. Jahrhunderts

Matthias Hennig spricht über Eindrücke und Einsichten seiner Streifzüge durch die labyrinthischen Gefilde der Literatur des vergangenen Jahrhunderts. Im Gespräch werden anhand einer Vielzahl von Autoren unterschiedliche Labyrinth-Modelle ergründet.

Moderation: Klaus Birnstiel

Matthias Hennig entwirft auf breiter Textbasis anhand von Fallstudien eine Typologie von fünf literarischen Labyrinth-Modellen (Stadtlabyrinthe, Bibliothekslabyrinthe, Spiegellabyrinthe, Höhlenlabyrinthe, Wüstenlabyrinthe) und untersucht diese anhand von Autoren wie Borges, Butor, Dürrenmatt, Eco, Lem, Lovecraft, Robbe-Grillet, Saramago u.a.
Im Sinne einer raumtheoretischen Neukonzeptualisierung des Labyrinth-Begriffs führt Hennig die fortgesetzte Desorientierung auf topographische und geometrische Konstruktionsbedingungen zurück. Der Entwurf einer Typologie literarischer Labyrinth-Formen versteht sich zugleich als Topologie und spiegelt Raumgeschichte und Subjektgeschichte ineinander: Ins Labyrinth unternimmt man keine Gruppenreisen; vielmehr ist es ein Ort potenzierter und kritisch auf die Spitze getriebener Einsamkeitserfahrungen.