Frauen & Macht. Ein Manifest

Mary Beard: Frauen & Macht. Ein Manifest.
Fischer, 2018.

«Frauen & Macht» ist die gedruckte Version zweier Vorträge der bekannten britischen Antikenhistorikerin Mary Beard aus den Jahren 2014 und 2017 (inkl. Nachwort und aktuellen Kommentaren dazu).

In beiden Vorträgen setzt sich Beard mit den Strukturen auseinander, die Frauen von Macht fernhalten. Als Antikenhistorikerin beginnt sie in der griechischen Literatur und führt verschiedene Beispiele an, von Penelope über Lucrezia bis hin zur US-Senatorin Elisabeth Warren, in denen Frauen die öffentliche Rede, ein Zeichen von Männlichkeit und Autorität, verboten wird und zeigt im ersten Vortrag, wie sehr der Ausschluss der Frauen von Macht von den Anfängen der westlichen Kultur bis heute verankert ist.

Der zweite Vortrag handelt davon, wie mit Frauen, die schon Macht und Einfluss besitzen, umgegangen wird. Hier spannt Beard den Bogen von der hässlichen und todeswürdigen Medusa und den androgynen Amazonen über Elizabeth I. zu Angela Merkel und Theresa May (die beide im Internet übrigens recht oft mit Medusa verglichen werden), und legt dar, wie Mechanismen wie Diffamierung und Absprechung der Weiblichkeit von der Antike bis heute misogyne Wirkung haben und Gewalt gegen Frauen normalisieren.

Mit ihrer Medien- und vor allem Internetpräsenz hat Beard die perfideren Versuche, mit denen Frauen im Netz zum Schweigen und um eine Plattform gebracht werden sollen – von allseitiger Reduktion auf ihr Äusseres und Shitstorms nach tagespolitischen Voten bis zu Mord- und Vergewaltigungsdrohungen in Wort und Bild – , zur Genüge selber erlebt, wodurch ihre Vorträge auch ein Bericht über persönlicher Erfahrungen und Strategien sind.

Die Vorträge sind inhaltlich dicht und trotzdem leicht zu lesen, eingängig, erhellend, an den richtigen Stellen mit Humor und Illustrationen gewürzt und sowohl Laien als auch Akademiker_innen werden ihnen etwas abgewinnen können. Zudem ist Beard im Umgang mit genderspezifischer öffentlicher Gewalt, ein gerade im Internet gesetzlich unterrepräsentiertes und oft kleingeredetes Probelm, ein absolutes Vorbild für Frauen in der Öffentlichkeit, in der Akademie und auf Social Media.