Anna Rosenwasser: Herz

Wir alle können Hoffnung gut gebrauchen – aber ohne eine Auseinandersetzung mit dem, was uns wütend macht, geht das nicht. Anna Rosenwasser widmet sich in Herz. Feministische Strategien und queere Hoffnung den Fragen, die ihr als Aktivistin häufig gestellt werden: Wie können wir uns mit der Realität von Gewalt beschäftigen, ohne unsere Zuversicht zu verlieren? Wohin mit unserer Wut, die bei problematischen Diskussionen aufkommt? Warum fällt es vielen Frauen und Queers so schwer, Raum einzunehmen – und mit welchen Tricks schaffen wir es trotzdem?

Die Texte beschreiben heutige Realitäten von Frauen und queeren Menschen mit Einfühlsamkeit und Humor. Sie öffnen Perspektiven, beleuchten allzu oft Missverstandenes und ermutigen, nicht alleine zu verzweifeln, sondern gemeinsam fantasievollen Widerstand zu leisten. Nicht zuletzt gewährt das Buch persönliche Einblicke in die Lebens- und Gedankenwelt einer jungen Nationalrätin.

Anna Rosenwasser: Herz. Feministische Strategien und queere Hoffnung. Rotpunktverlag 2025.

Valerie-Katharina Meyer & Julia Rüegger: Und überlaut die Zikaden

Und überlaut die Zikaden ist ein lyrischer Dialog: In ihm begegnen sich verschiedene Stimmen, auch die Stimmen zweier Schreibender. Sie warten am Hafen und im Supermarkt, streifen durch Seitenstrassen und Schneelandschaften und sammeln hellwach Berichte von tierischen und menschlichen Leben. Eindrücke aus nahen und fernen, realen und imaginären Nachbarschaften.

Valerie-Katharina Meyer & Julia Rüegger: Und überlaut die Zikaden. Edition Mosaik 2025.

Michael Köhlmeier: Die Verdorbenen

Anfang der Siebziger kommt Johann zum Studieren in die Stadt, den Kopf voll wirrer Träume. Er trifft Christiane und Tommi, die ein Paar sind und ihn in ihre Mitte nehmen. Gemeinsam erkunden sie die hellen und die dunklen Seiten der Liebe, gefangen in einem Dreieck, das sich immer enger zuzieht.

Michael Köhlmeier: Die Verdorbenen. Hanser 2025.

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Franziska Schutzbach: Revolution der Verbundenheit

Inmitten einer scheinbar tief zerrütteten und krisengeschüttelten Gesellschaft fragt Franziska Schutzbach nach Perspektiven der Verbundenheit. Die Soziologin und Sachbuchautorin zeigt anhand zahlreicher fesselnder Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart, wie Frauen trotz Spaltung und Differenz durch ihre Beziehungen Revolutionen ermöglicht haben. Wie sie patriarchale Strukturen in Alltag und Politik lockerten, weil sie sich verbündeten und befreundeten. Sie beschreibt, was möglich ist, wenn Frauen sich an anderen Frauen orientieren. Sie zeigt aber auch, wie schwer das ist. Denn die Spaltung der Frauen ist eine der Grundlagen patriarchaler Macht. Einigkeit und Harmonie sind keine Selbstverständlichkeit unter Frauen, es gibt Risse und Differenzen, wir finden Zerwürfnisse, Entsolidarisierung und Machtausübung. Und einen großen Mangel an Zeit. Auch diesen Herausforderungen geht das Buch auf den Grund. Anhand von Essays und Briefen lässt Franziska Schutzbach in diesem Buch eine Revolution der Verbundenheit als eine konkrete und persönliche Praxis spürbar werden. Ein leidenschaftliches Plädoyer für stärkende, ermutigende weibliche Beziehungen.

Franziska Schutzbach: Revolution der Verbundenheit. Droemer 2024.

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Faruk Šehić: Von der Una

»Von der Una« ist der Versuch, ein persönliches Kriegstrauma schreibend zu verarbeiten und zu überwinden. Wir folgen der Hauptfigur des Romans durch drei Zeitabschnitte: Kindheit und Jugend in Jugoslawien vor dem Krieg, Fronterfahrung während des Bosnienkrieges und schliesslich der Versuch, nach dem Konflikt ein normales Leben zu führen.
In einer lyrischen, meditativen Prosa rekonstruiert Faruk Šehić das Leben eines Mannes, der sowohl Kriegsveteran als auch Dichter ist. Der Historiker lehrt uns, was geschehen ist, der Dichter, was für gewaltige emotionale Spuren es hinterlassen hat und der Ästhet, wie man auch noch aus den schmerzhaftesten Erinnerungen den maximalen Genuss ziehen kann.

Faruk Šehić: Von der Una. Voland & Quist 2025.

Meral Kureyshi: Im Meer waren wir nie

Lili zieht ins Altersheim, um ihrem pflegebedürftigen Mann zur Seite zu stehen. Ihre Familie sucht jemanden, der sie regelmässig besucht und ihr im Alltag hilft. Die Ich-Erzählerin sagt: «Ich bin dieser Jemand.»
Sie wohnt mit Lilis Enkelin Sophie im selben Haus, gemeinsam ziehen sie deren achtjährigen Sohn Eric gross. Doch sie hat eine Stelle in einer fernen Stadt gefunden und zögert nun, den beiden zu gestehen, dass sie bald wegziehen wird.
Sie kümmert sich um den klugen, besserwisserischen Eric und die stets klagende Lili. Sie führt flüchtige Gespräche mit einem Kellner, der wie sie von anderswo kommt. Gleichzeitig gewöhnt sie sich nur schwer daran, dass ihre zehn Jahre jüngere Schwester kein Kind mehr ist. Sie ringt mit der verblassenden Freundschaft zu Sophie und mit der Tristesse des Altersheims zwischen Temesta und Kartenspiel. Als Lili schliesslich stirbt, wagen die jungen Frauen einen Neubeginn.
Mit realistischem Blick und poetischer Sprache beleuchtet Meral Kureyshi das Leben von Frauen über mehrere Generationen und entfaltet ein Panoptikum der Familie in der heutigen Zeit.

Meral Kureyshi: Im Meer waren wir nie. Limmat Verlag 2025.

Manfred Koch: Rilke

Rainer Maria Rilke gilt als einer der grössten Dichter des 20. Jahrhunderts. Seine Kunst sei «Dinge machen aus Angst», schreibt er im Juli 1903 seiner ehemaligen Geliebten Lou Andreas-Salomé. Manfred Koch zeigt in seiner neuen, Leben und Werk gleichermassen in den Blick nehmenden Biographie Rilke als hochsensibles Echolot und geschlechtlich fluidesten Dichter der heraufziehenden Moderne. So entsteht die mitreissende Erzählung eines radikalen Lebens, das ganz Kunst sein will und dadurch eine Wahrnehmungssensibilität entfaltet, die erschreckend nah in Berührung kommt mit den Abgründen in ihm selbst und in seiner Zeit.

Manfred Koch: Rilke. Dichter der Angst. C. H. Beck Verlag 2025.

Jonas Lüscher: Verzauberte Vorbestimmung

Ein algerischer Soldat gerät in den ersten deutschen Giftgasangriff, beschliesst, einer müsse damit aufhören, steht auf und geht. Im Kairo der Zukunft beobachtet eine Stand-up-Comedian eine Androidin beim Lachen über ihre Witze. Ein böhmischer Weber wird durch einen automatisierten Webstuhl ersetzt, raubt einen Hammer und attackiert den Apparat. Wovon träumen wir Menschen des Kapitalismus, wovon unsere sich zunehmend gegen uns erhebenden Maschinen? Im einzigartigen Spiegelraum dieses Romans ist kein Konflikt vorbei und noch jede Geschichte möglich.

Jonas Lüscher: Verzauberte Vorbestimmung. Hanser 2025.

Monika Helfer: Wie die Welt weiterging

365 Geschichten über die Welt und das Leben – persönlich, ehrlich, klug. Monika Helfer macht aus kleinen Alltäglichkeiten grosse Erzählungen, erzählt mitreissend von Abenteuern und Begegnungen, unternimmt literarische Streifzüge durch die Natur. Im Rhythmus eines ganzen Jahres zieht uns dieses Lebensbuch hinein in das reiche Universum einer grossen Schriftstellerin, voller Merkwürdigkeiten, voller Schönheit. Nach der Lektüre bleiben das Glück und der Trost, der Spezies Mensch anzugehören, die so wunderbar, so grausig, so schön, so verrückt, so traurig, so lustig ist.

Monika Helfer: Wie die Welt weiterging. Geschichten für jeden Tag. Hanser 2024.

Hiroko Oyamada: Das Loch

Ein junges Paar entzieht sich der lauten Grossstadt-Hektik und entscheidet sich für einen Neustart auf dem Land. Es ist ausgerechnet das Heimatdorf ihres Mannes, das Haus neben den Schwiegereltern, in dem Asa sich an den Alltag einer Hausfrau gewöhnt, während ihr Mann fast rund um die Uhr arbeitet. Die Temperaturen sind heiss, die Zikaden nicht zu überhören und der einzige Fluss in der Gegend wirkt vor lauter Müll «wie aus Gelatine gemacht». 

Eines Tages macht sich Asa bei flirrender Sommerhitze auf den Weg in den Nachbarort und fällt unterwegs in ein tiefes Loch, das scheinbar nur für sie gegraben wurde. Zwar kann sie sich mit Hilfe befreien, doch nun zieht es sie immer mehr in eine unheimliche, eigenmächtige Welt. Flora und Fauna nehmen überbordend viel Raum ein, um sie herum wächst, blüht, krabbelt und beisst es. Seltsam fremdartige Wesen begegnen ihr. Kann Asa der eigenen Wahrnehmung noch trauen? 

Das japanische Original erschien vor 10 Jahren und erhielt den wichtigsten Literaturpreis Japans. Nun liegt das Buch bei Rowohlt auch auf Deutsch vor, übersetzt von Nora Bierich. 

Hiroko Oyamada: Das Loch, Rowohlt 2024.

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