Erich Kästner: Kästner im Schnee

Erich Kästner liebte den Schnee und ganz besonders Schnee und Sonnenschein im Hochgebirge: Hier fand er Zeit zum Schreiben, Ruhe und Erholung – und genoss das „Obensein“.
Als passionierter Zuschauer beobachtete er aus dem Liegestuhl heraus das bunte Treiben um sich herum, die Skifahrer, die Schneeballschlachten und die vorbeiziehenden Gondeln. Kästner war ein regelmässiger Gast in den mondänen Gebirgshotels und wurde dort ein ums andere Mal Zeuge von Kostümbällen, da seine Winterurlaube stets in den Faschingsmonat fielen. Bei solchen Gelegenheiten machte Kästner Begegnungen und Beobachtungen, die in Romanen wie Drei Männer im Schnee und in Geschichten wie Vornehme Leute, 1200 Meter hoch ihren literarischen Niederschlag fanden.
Die alpine Wintersportlandschaft mag sich seit Kästners Tagen verändert haben – die Glücksmomente beim Anblick des schneebedeckten, in der Sonne schimmernden Hochgebirges sind jedoch geblieben. Dieses Buch versammelt die schönsten dieser Momente, festgehalten von einem, der mit scharfem Blick auch das dichteste Schneegestöber durchdrang und mit spitzer Feder die Moden und Marotten der Menschen seiner Zeit genüsslich aufzuspiessen wusste.

Erich Kästner: Kästner im Schnee. Atrium 2009.

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Bernhard Schlink: Das späte Leben

Martin, sechsundsiebzig, wird von einer ärztlichen Diagnose erschreckt: Ihm bleiben nur noch wenige Monate. Sein Leben und seine Liebe gehören seiner jungen Frau und seinem sechsjährigen Sohn. Was kann er noch für sie tun? Was kann er ihnen geben, was ihnen hinterlassen? Martin möchte alles richtig machen. Doch auch für das späte Leben gilt: Es steckt voller Überraschungen und Herausforderungen, denen er sich stellen muss.

Bernhard Schlink: Das späte Leben. Diogenes 2023.

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darja serenko: mädchen und institutionen

Feinsinnig und Couragiert verbindet Darja Serenko Poesie und politischen Aktivismus. Bekannt sind ihre Plakate mit feministischen, widerständischen oder alltagspoetischen Statements, mit denen sie und Gleichgesinnte 2016 im urbanen Russland unterwegs waren und dabei die Reaktionen aus der Öffentlichkeit dokumentierten. Darja Serenko ist auch an der horizontal organisierten Feminist Anti-War Resistance beteiligt, die sich deutlich gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine positioniert und bei all der Härte des Regimes versucht, widerständig zu bleiben.

Nun ist beim Suhrkamp Verlag ein zweiteiliges Buch von Darja Serenko erschienen. Im titelgebenden Teil erzählt sie lakonische Geschichten von jungen Frauen, die ihr Dasein in den staatlichen Kultureinrichtungen fristen. Es ist eine absurde patriarchale Welt, in der zwar sporadische Solidarität aufblinkt, sonst aber Misogynie, Bürokratie und Machtspielchen vorherrschen. Im Hintergrund surrt das anschwellende autokratische Rauschen.

Den zweiten Teil des Buches begann Darja Serenko zu schreiben, als sie wegen eines Protests für 15 Tage in Haft war. Zwischen die Schilderungen des Gefängnisalltags schieben sich Prosagedichte, Satiren und Essays. Es sind Texte aus der Zeit nach der Eskalation zum grossangelegten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: eine wütende und schmerzhafte poetische Auseinandersetzung mit der Gewalt, die der Krieg vor allem für Frauen und queere Menschen bedeutet, dabei wirft Darja Serenko Fragen nach Verantwortung und Schuld auf und reflektiert über Exil, Aktivismus und Widerstand.  

Wie der erste Teil «Mädchen und Institutionen» richtet sich auch der zweite Teil «Ich wünsche Asche meinem Haus» eigentlich an Leser*innen in Russland, kann dort aber nicht erscheinen. In der Übersetzung von Christiane Körner liegt er nun dem deutschsprachigen Publikum vor und vermittelt diesem eine Ahnung des Dilemmas zwischen Mitmachen und Widerstand, in dem sich die Bevölkerung Russlands aktuell befindet.

darja serenko: mädchen und institutionen. geschichten aus dem totalitarismus, suhrkamp 2023

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Stefanie Sargnagel: Iowa

2022 tauscht Stefanie Sargnagel widerstrebend das bequeme Wiener Sofa gegen ein Flugticket in die USA ein. In Iowa soll sie an einem College mitten im Nirgendwo Creative Writing unterrichten. In der Kleinstadt Grinnell mit ihren 8000 Einwohnern gibt es ausser endlosen Maisfeldern: nichts. Mit von der Partie ist Musiklegende Christiane Rösinger, und gemeinsam machen die beiden sich auf, das Nichts zu erkunden. Sie finden übergewichtige freundliche Einheimische, traditionelle Geschlechterrollen, Riesensupermärkte, unglaubliche Würstchen und ein Glas voller eingelegter Truthahnmägen.

Mit korrigierenden Fussnoten von Christiane Rösinger.

Stefanie Sargnagel: Iowa. Ein Ausflug nach Amerika, Rowohlt Hundert Augen 2023.

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Alice Oseman: Heartstopper

Wer die queere Liebesgeschichte «Heartstoppers» bereits ins Herz geschlossen hat, soll doch rasch «Band fünf» auf den Wunschzettel für Weihnachten schreiben. Denn der fünfte Band ist soeben auf Deutsch erschienen und lässt uns weiter in die Welt von Nick und Charlie und all ihren Freund*innen eintauchen.

Es ist Sommer, Nick und Charlie sind noch immer verliebt. Bald wird die Schule passé und der erste Schritt in eine neue Zukunft gemacht sein. Doch wird es eine gemeinsame? Wie soll das gehen, wenn sich Nick für die Universität entscheidet, die weit entfernt ist? Ein weiteres Kapitel der weltweit bekanntesten queeren Liebesgeschichte in Bildern! Das Schönste daran: Band fünf ist noch nicht das Ende.

Alice Oseman: Heartstopper, Band 5, Graphix Loewe 2023.

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Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt

Ein Buch von Katherine Rundell!

Unsere Welt ist einzigartig und verblüffend. Es gibt Haie, die schon zu Shakespeares Zeiten gelebt haben, Giraffen, die durch Paris flanierten, verliebte Spinnen und Einsiedlerkrebse, die ihre Häuser renovieren. Mit einem bemerkenswerten Gespür für fesselnde Geschichten und kuriose Anekdoten eröffnet uns die preisgekrönte Autorin Katherine Rundell in diesen 22 eindrücklich recherchierten Porträts bedrohter Tierarten einen neuen Blick auf die hinreißend seltsame Schönheit unserer Erde.

Aus dem Englischen von Tobias Rothenbücher. Mit Illustrationen von Talya Baldwin.

Katherine Rundell: Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt, Diogenes 2023.

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Hannes Bajohr: (Berlin, Miami)

Die Welt in Hannes Bajohrs (Berlin, Miami) ist alles, was einer mit vier Gegenwartsromanen gespeisten KI zugefallen ist: ein namenloser Programmierer, der Listen daraufhin prüft, wer tot ist und wer nicht. Agenten der sogenannten Ãää-Firma, die Ãäängste schüren wollen. Die Gründung des niedrigen Kongresses auf Sylt. Kieferling und Teichenkopf. Lebensviren und Co-Yoga. Pechwörterworte, Sechs-Lame-Sprache und DER UNTERSCHIED. Was daraus generiert wird, ist der irrwitzige Fiebertraum eines Sprachmodells, das Liebesgeschichten und Verschwörungsnarration simuliert, um sich – der Logik von Realität und Grammatik zum Trotz – umgehend selbst ins Wort zu fallen, an die Wand zu fahren und auch noch der letzten kausalen Klammer zu entledigen. Doch anstatt schlussendlich daraus aufzuwachen, wird die KI von Bajohr immer weiter angespornt, bis selbst der altbekannte Traum der Roboter von elektrischen Schafen platzen muss und so der Literatur gänzlich neue Rahmen steckt.

Hannes Bajohr: (Berlin, Miami). Rohstoff @ Matthes & Seitz 2023.

Daniel Schreiber: Die Zeit der Verluste

Nichts möchten wir lieber ausblenden als die Unbeständigkeit der Welt. Dennoch werden wir immer wieder damit konfrontiert. Wie gehen wir um mit dem Bewusstsein, dass etwas unwiederbringlich verloren ist? In seinem neuen Essay nimmt Daniel Schreiber eine zentrale menschliche Erfahrung in den Blick, die unsere Gegenwart massgeblich prägt und uns wie kaum eine andere an unsere Grenzen bringt: den Verlust von Gewissheiten und lange unumstösslich wirkenden Sicherheiten. Ausgehend von der persönlichen Erfahrung des Tods seines Vaters erzählt Daniel Schreiber von einem Tag im nebelumhüllten Venedig und analysiert dabei unsere private und gesellschaftliche Fähigkeit zu trauern – und sucht nach Wegen, mit einem Gefühl umzugehen, das uns oft überfordert.

Daniel Schreiber: Die Zeit der Verluste. Hanser Berlin 2023.

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Deniz Utlu: Vaters Meer

Yunus ist dreizehn Jahre alt, als sein Vater zwei Schlaganfälle erleidet und danach nahezu vollständig gelähmt ist. Er kann nur noch über Augenbewegungen kommunizieren. Zehn Jahre wird er von Yunus’ Mutter gepflegt, erst in einem Heim, dann zu Hause, bevor er stirbt. Und Yunus, der zum Studium ausgezogen ist aus der elterlichen Wohnung, ruft sich immer wieder Bilder aus seiner Kindheit wach: Erlebnisse und Gespräche mit dem Vater, von denen er manchmal gar nicht mehr wusste, dass er sie noch in sich trägt. Sie fügen sich zu dem warmherzigen Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte oder auf Arabisch fluchte, der häufig abwesend und leicht reizbar war und der einst aus Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze nach Istanbul ging, dort den Militärputsch miterlebte und schliesslich mit einem Frachtschiff nach Deutschland kam.

Deniz Utlu, Vaters Meer. Suhrkamp 2023.

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Jens Andersen: Tove Ditlevsen – Ihr Leben.

Jens Andersen erzählt aus Tove Ditlevsens Leben, von dem Weg, den sie als Schriftstellerin gegangen ist, ihrem turbulenten Werdegang mit allen Höhen und Tiefen, ihrem Leben als Frau, Mutter und Künstlerin. Tove Ditlevsen schrieb Autofiktion, lange bevor das Wort erfunden wurde, und setzte sich und ihre Beziehungen kompromisslos in ihrer Literatur ein. Sie hatte eine paradoxe Sehnsucht nach einem geordneten bürgerlichen Familienleben, schaffte es aber nie, sich darin einzurichten. Zugleich schrieb sie gerade dann, wenn das Familienleben kompliziert wurde, ihre besten Texte. Sie liebte es, aufzutreten, und hatte einen überbordenden Humor und Sinn für Komik. In dieser Biographie werden die aussergewöhnliche, lebenshungrige Seite ihrer Persönlichkeit, ihr zügelloser Freisinn und die radikale Modernität ihres Schreibens zum ersten Mal beleuchtet.

Jens Andersen, Tove Ditlevsen. Ihr Leben. Aufbau 2023

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