Sofi Oksanen: Baby Jane

Als die Ich-Erzählerin die charismatische und attraktive Piki kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf. Doch erst nach einiger Zeit wird ihr klar, dass Piki Geheimnisse vor ihr hat: Durch eine Angststörung ist sie im Alltag stark eingeschränkt und ist unfähig, einfachste Tätigkeiten auszuführen. Deshalb ist sie abhängig von ihrer Exfreundin Bossa, die Dinge wie Einkaufen und Wäschemachen für sie erledigt. Doch die Erzählerin will diese Intimitäten nicht hinnehmen. Zu Eifersucht und Misstrauen gesellen sich ihre eigenen psychischen und finanziellen Probleme – und es dauert nicht lange, bis sich der schwelende Konflikt zwischen ihnen gewaltsam entlädt.

Sofi Oksanen: Baby Jane. Kiepenheuer & Witsch 2023.

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Lana Bastašić: Mann im Mond

Eine Mutter schickt ihre Tochter in den Supermarkt, um Alkohol zu kaufen. Und ist danach wütend, weil diese die Flasche alleine nicht kaufen konnte. Ein Mädchen bekommt mit, wie das ganze Dorf über den Vater lästert, der sich seit Längerem seltsam verhält. Und ein Sportlehrer schikaniert eine Schülerin, bis er plötzlich auf ihre Hilfe angewiesen ist. In «Mann im Mond» geraten Kinder immer wieder in Situationen, in denen sie schwerwiegende Entscheidungen selbst treffen müssen, weil die Erwachsenen ihren Rollen nicht gerecht werden. Lana Bastašić zeigt in zwölf Geschichten, wie schnell aus solchen Situationen traumatische Erlebnissen werden können. Und erzählt davon auf schonungslose Weise, mal düster und berührend, mal verstörend und poetisch.

Lana Bastasic: Mann im Mond. Erzählungen. S. Fischer Verlag 2023.

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Victoria Belim: Rote Sirenen

Während Russland 2014 die Krim annektiert, kehrt Victoria in die Heimat ihrer Familie, die Ukraine, zurück. Dort ist sie geboren und aufgewachsen. Sie will verstehen, woher sie kommt. Wieso ist ihr Urgrossonkel Nikodim in den 1930er Jahren spurlos verschwunden, und warum spricht in der Familie seit fast einem Jahrhundert niemand über ihn? Victoria gibt sich nicht länger mit Ausflüchten zufrieden. Sie reist zum Haus mit den roten Sirenen, dem früheren Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes, und zeichnet die Konturen vom Leben ihres Urgrossonkels nach. Die Vergangenheit wird dabei zu einem Schlüssel, ihre Herkunft und sich selbst zu verstehen.

Victoria Belim: Rote Sirenen. Geschichte meiner ukrainischen Familie. Aufbau Verlag 2023.

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Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen

Wien, Zentrum der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, steht Kopf. Noch sechsunddreissig Stunden, dann läuft das deutsche Ultimatum ab. Die Stadt ist ein reissender Strom, in allen Strassen bricht sich die Kriegsbegeisterung der jungen Generation bahn. Mitten in diesen Taumel gerät Hans, ein Pferdeknecht aus Tirol, der sich auf den Weg in die Metropole gemacht hat, um die Psychoanalytikerin Helene Cheresch aufzusuchen. Dort angekommen trifft er auf Adam, einen musisch begabten Adligen, und Klara, die sich als eine der ersten Frauen an der Universität Wien im Fach Mathematik promovieren wird. Gemeinsam verbringen die drei jungen Menschen den letzten Abend vor der Mobilmachung – in einer Stadt, die sich ihrem Zugriff mehr und mehr zu entziehen droht.

Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen. Klett-Cotta 2023.

Arno Geiger: Das glückliche Geheimnis

Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Strassen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit grosser Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur grossen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Strassenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.

Arno Geiger: Das glückliche Geheimnis. Hanser 2023.

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enrico ippolito: Was rot war

Cruci blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Ihre grosse Liebe ist fort, ihr Sohn Rocco aus dem Haus, die Kommunistische Partei Italiens lange zerschlagen. Da erfährt Cruci vom Tod ihrer Freundin Lucia. Ende der siebziger Jahre lernten sich die beiden auf der kommunistischen Schule Frattocchie kennen, wo sie zu Funktionärinnen ausgebildet wurden. Was beide verband, war ihr Ideal, die «Frauensache» voranzutreiben. Bis ein unverzeihlicher Verrat sie trennte. 

Cruci beschliesst, mit ihrem Sohn Rocco zur Beerdigung von Köln nach Rom zu reisen. Während sie sich den Erinnerungen stellt, beginnt für Rocco eine Spurensuche in das politische und persönliche Leben seiner Mutter, das ihm bis dahin unbekannt war.

enrico ippolito: Was rot war. Kindler Verlag 2021.

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Am 04. Januar 2023 ist der Autor zu Besuch in Basel im Humbug und liest im Rahmen der Lesereihe Humbooks aus seinem Buch vor. Mehr Infos zur Veranstaltung gibt es hier.

Patti Smith: Buch der Tage

Im Jahr 2018 postete Patti Smith ihr erstes Foto auf Instagram, noch ohne eine Vorstellung davon zu haben, wohin es sie führen würde: ihre Hand zusammen mit der einfachen Botschaft: »Hello Everybody!« Smith, die eigentlich dafür bekannt ist, mit einer alten Polaroid-Kamera zu fotografieren, begann nun, Handybilder zu posten, wie zum Beispiel Fotos von ihren Kindern, einem schlichten Heizkörper, ihren Stiefeln oder von ihrer Abessinierkatze Cairo. Ihre Follower fühlten sich sofort angesprochen von diesen Miniaturfenster in Pattis Welt: Fotos von ihrem Kaffee, den Büchern, die sie las oder den Gräbern so geliebter Helden wie William Blake, Dylan Thomas, Sylvia Plath, Simone Weil und Albert Camus. Mit der Zeit entstand so die Geschichte eines der Kunst gewidmeten Lebens, und mehr als eine Million Menschen folgten dieser Bildästhetik. Für die Buchausgabe hat Patti Smith noch weitere zum Teil unveröffentlichte Fotos aus ihrem Privatarchiv beigesteuert und eine Einführung verfasst, in der sie ihrem eigenem dokumentarischen Prozess nachspürt. Ein zeitloses Porträt einer visionären Dichterin, Schriftstellerin und Performerin.

Patti Smith: Buch der Tage. Kiepenheuer & Witsch 2022.

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Rachel Kushner: Harte Leute

Rachel Kushner ist für ihren Mut, ihren Ehrgeiz und ihren Killerinstinkt bekannt. In Harte Leute versammelt sie eine Auswahl ihrer Essays, die sich mit den drängendsten kulturellen, künstlerischen und politischen Themen unserer Zeit ebenso befasst wie mit Kushners schriftstellerischen Grundlagen und Wurzeln.
Das Buch enthält Texte über Jeff Koons, Denis Johnson und Marguerite Duras, über den Besuch in einem palästinensischen Flüchtlingslager, ein illegales Motorradrennen in Baja California, die wilden Streiks im Italien der Siebzigerjahre, ihre Liebe zu Oldtimern und ihr Leben als Jugendliche in der Musikszene von San Francisco.

Rachel Kushner: Harte Leute, Essays. Rowohlt 2022.

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Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen

Mohamed Mbougar Sarr erzählt virtuos von der Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, stürzt er sich auf die Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreissiger Jahren als „schwarzer Rimbaud“ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er? Voll Suchtpotenzial und unnachahmlicher Ironie erzählt Sarr von einer Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine spannende Kriminalgeschichte.  Die französische Originalausgabe wurde 2021 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.

Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen. Hanser 2022

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Tomer Gardi: Eine runde Sache

In „Eine runde Sache“ reisen zwei Künstler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten durch sprachliche und kulturelle Räume. Fremdheitserfahrungen, Identität, das Leben als Künstler und jede Menge Politik sind die grossen Themen des Romans, in dem sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig spiegeln. Zuerst schickt sich Tomer Gardi selbst, auf Deutsch verfasst, als literarische Figur mit dem sprechenden Deutschen Schäferhund Rex und dem Elfen- oder Erlkönig an seiner Seite auf eine fantastisch-abenteuerliche Odyssee. Im zweiten Teil des Romans, aus dem Hebräischen übersetzt, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien – ein historischer Roman und zugleich ein Abbild unserer Zeit. Virtuos spielt Tomer Gardi mit Sprachen. Mit Originalität und dem Überbordwerfen konventioneller Romankonzeptionen löst er auch die Krux mit der Wahl der Sprache, die sein literarisches Ich martert.

Tomer Gardi: Eine runde Sache, Droschl 2022.

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