Lesung aus der investigativen Recherche über das schweizerische Emissionshandelssystem
Das Emissionshandelssystem (EHS) ist ein zentrales politisches Klimaschutzinstrument in der Schweiz und der EU. Es gilt für grosse Industrieanlagen mit hohen Emissionen wie Zementwerke, Raffinerien, Papierfabriken, Stahlhersteller oder Chemiekonzerne. Diese müssen für jede ausgestossene Tonne Treibhausgas ein entsprechendes Emissionsrecht vorweisen. Bei fehlenden oder überschüssigen Emissionsrechten kann untereinander gehandelt werden, was Anreiz für Emissionsverminderung bietet. In der Schweiz sind EHS-Unternehmen dafür von der CO2-Abgabe befreit.
Alex Tiefenbacher und Luca Mondgenast haben erstmals untersucht, was die Teilnahme am Schweizer EHS für die einzelnen Firmen heisst. Sie zeigen: Von 2013 bis 2020 bezahlten die grössten Umweltverschmutzer über das EHS nur einen Bruchteil ihrer Klimakosten und konnten in mancher Hinsicht vom vermeintlichen Klimaschutzinstrument profitieren. Bis anhin schützte das EHS nicht das Klima, sondern die Konzerne.
Im Gespräch mit Milo Probst stellt Alex Tiefenbacher das Buch vor, gibt einen Einblick in die Recherchen und teilt Erkenntnisse zum Schweizer Emissionshandelsystem.
Alex Tiefenbacher, 1982 in Zürich geboren, hat einen Master in Umweltnaturwissenschaften und in Philosophie. Seit 2009 schreibt sie für das Onlinemagazin das Lamm. Ihr Schwerpunkt ist das Klima. Für ihre Recherchen wurde sie schon mehrfach ausgezeichnet, etwa 2022 mit dem Hofschneider Recherchepreis. Um sich finanzieren zu können, arbeitet Alex Tiefenbacher ausserdem als Waldlehrerin.
Milo Probst, geboren 1991 in Basel, ist Historiker und Kollektivmitglied bei das Lamm.