Indifferenz und Wiederholung – Freiheit in der Moderne

Frank Ruda: Indifferenz und Wiederholung – Freiheit in der Moderne. Konstanz University Press 2018.

Das Problem der Indifferenz, eines der wichtigsten Themen in der Geschichte der Philosophie, besonders in derjenigen des 20. Jahrhunderts, erfährt nur wenige Behandlungen. Mit seinem neuen Buch „Indifferenz und Wiederholung“ unternimmt der an der schottischen ‚University of Dundee’ lehrende ‚Senior Lecturer for Philosophy’ Frank Ruda einen umfassenden und konzisen Versuch, Indifferenz als grundlegendes philosophisches Problem zu erfassen.

Dabei geht er aus von Heideggers Position, Indifferenz sei die Vergessenheit des Seins, d.h. der ontisch-ontologischen Differenz zwischen Sein und Seiendem. Diese Vergessenheit nehme ihren Ausgang mit Platon, wo nach Heidegger die Geschichte des Rationalismus ansetze, und werde mit Descartes, Kant und Hegel weitergeführt, um schliesslich mit der Philosophie der Technik im 20. Jahrhundert zu ihrem Höhepunkt zu finden. Die zentrale These behauptet, dass mit dem Verlust der ontisch-ontologischen Differenz nicht nur das Denken des Seins abhanden komme, sondern damit überhaupt das Denken. In der Folge könne die Vergessenheit der Differenz, d.i. die Gleichgültigkeit nicht mehr gedacht werden und werde selbst indifferent: „…die These der Indifferenz (wird) zu einer indifferenten These.“ (S. 10)

Genau an dieser Stelle setzt die Arbeit von Frank Ruda ein, die andersherum mit einer modernen Philosophie des Rationalismus (S. 15) auf das Problem der Indifferenz zugeht und dieses „direkt und wesentlich“ (S. 14) als ein Problem der Freiheit angeht. Freiheit wurde als Wahlfreiheit verstanden und dieses Missverständnis, nachdem es als solches erkannt wurde,  auszulegen und im Weiteren zu untersuchen, macht sich das vorliegende Buch zur Aufgabe.

Es ist eine Kritik der Freiheit, im Speziellen eine Ideologiekritik, die in der Geschichte der Philosophie unter Zuhilfenahme des modernen Rationalismus jene blinden Flecken aufspürt, in denen Freiheit als bereits bestimmte unser Handeln und Denken formt. Das moderne Denken muss beständig „ihre eigene Gründungsbewegung“ (S. 21) wiederholen, um Kritik und damit Ideologiekritik betreiben zu können.