Louis-Philippe Dalembert: Die blaue Mauer

Drei unterschiedliche Frauen – Dima, eine aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Syrerin, Chochana aus Nigeria und Semhar aus Eritrea – befinden sich alle auf dem Weg über Libyen nach Europa. Dima hatte in Aleppo ein privilegiertes Leben, bis die ersten Autobomben zu explodieren begannen. Die unternehmungslustige und ehrgeizige Chochana stammt aus einer jüdischen Igbo-Gemeinde in Nigeria. Sie war dazu bestimmt, Jura zu studieren, bevor Dürre und Armut sie zwangen, das Studium aufzugeben und aus ihrem Land zu fliehen. Semhar träumte davon, Lehrerin zu werden, bevor sie zum endlosen nationalen Dienst in der eritreischen Armee eingezogen wurde. Nun finden sich die drei Frauen an Bord eines Kutters wieder, vereint in der gleichen Hoffnung auf ein neues Leben in Europa. Was dann passiert, basiert auf einem realen Ereignis: 2014 wurde im Mittelmeer ein überfülltes Boot von einem dänischen Öltanker aus Seenot gerettet. Von den rund 750 Menschen, die die Küste Italiens erreichen wollten, hatten etwa 180 die Überfahrt nicht überlebt. Um diese Fakten herum hat Louis-Philippe Dalembert eine fiktive Geschichte konstruiert. Entstanden ist eine bemerkenswerte Nacherzählung einer jener zahlreichen Tragödien auf dem Mittelmehr, die von der europäischen Migrationsabwehr nicht nur nicht verhindert, sondern aktiv herbeiführt werden. Berührend ist, dass dabei die Erfahrungen von drei Frauen im Zentrum stehen. Jede hat ihre ganz besondere Persönlichkeit, ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Träume.

Louis-Philippe Dalembert: Die blaue Mauer. Nagel & Kimche 2021.

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