Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation

Thomas Kaufmann,
Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation
C.H. Beck, 2017

Mit dem Jahr 2017 blicken die protestantischen Konfessionen, insbesondre die lutherische, auf eine 500-jährige Entwicklung zurück, die sich vom öffentlichen Auftreten Martin Luthers 1517 als einem von vielen chronologischen Anhaltspunkten ausbreitet. Die Reformationen des 16. Jahrhunderts, die freilich bereits im späten Mittelalter aufblühen, sind tiefgreifende kulturelle Wandlungen der lateinisch-europäischen Gesellschaft, die sich im religiösen Selbstempfinden der Menschen und damit in ihrer vollständigen Welterfahrung niederschlagen. Diese Wandlung ist einer der essentiellen Grundsteine für unsere heutige abendländische Gesellschaft. Damit ist der Begriff „Reformation“ ein äusserst komplexes Phänomen, das eine theologisch-kulturhistorisch Aufarbeitung erfordert, welche sich der Vielfältigkeit und dem Pluralismus „Reformationen“ zu stellen vermag. 2017 markiert das 500-jährige Jubiläum der Reformation und bietet Gelegenheit, mit der Vielzahl der Publikationen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Thema anzunähern: von detailgenauen und spezialisierten Fallstudien bis zu Biographien und grossen Überblickswerken. Unter letzteres fällt auch Thomas Kaufmanns „Erlöste und Verdammte“. Darin beschliesst Kaufmann das Phänomen der Reformation von seiner kulturhistorischen Dimension her zu beschreiben und erlangt durch diese Fragestellung nach dem grundlegenden und religiösen Selbstverständnis der Menschen dieser Zeit einen tiefen Einblick in das Wesen der Akteure und die sie einbindenden historischen Ereignisse. Wie ein Leitmotiv verortet Kaufmann die Reformation dabei in der Polarität von Erlösung und Verdammnis. Neben einer sympathischen selbstkritischen Historik wie aber auch dem Mut, greifbare Thesen zu formulieren überzeugt er insbesondere auch durch eine damit verbundene evidente Sprache, welche das Buch gut zugänglich macht ohne dass dabei theologisch-systematische wie historische Aspekte vernachlässigt werden. Der kulturhistorische Ansatz wird gekrönt, indem der Text durch eine grosse Anzahl an im Buch matt abgedruckter bildlicher Kunst aus und zu dieser Epoche begleitet wird. Besonders diese Gestaltung macht das Buch zu einem wahren Vergnügen für den Kulturhistoriker.