Umberto Eco «Verschwörungen – Eine Suche nach Mustern»

BESTELLEN

Die Aufsätze, die die vorliegende Ausgabe versammelt, sind bereits in anderen Büchern von Eco publiziert. Sie wurden hier aus aktuellem Anlass und leicht überarbeitet neu zusammengestellt. Sie bilden zudem ein Grundthema für sein Werk.

Eine Suche nach Mustern für die Erklärung eines ungreifbaren Phänomens will nicht den Schlüssel geben, eine scheinbar unwiderlegbare Behauptung zu dementieren, sondern im aufgeklärten Sinn eine Erklärung finden, die dazu beiträgt, das ungreifbare Phänomen auf regelrechte Distanz zu halten – also mindestens auf eine Säbellänge.

Dazu nimmt Eco einerseits Karl Popper’s Überlegungen zum Verschwörungssyndrom, andererseits ein literatur- und erkenntnistheoretisches Experiment zum Verhältnis Faktisch – Fiktional, Wahrheit – Falschheit, Realität – Lüge zu Hilfe.

Das Experiment zeigt eine spannende und zugleich gefährliche Vermengung von Faktischem und Fiktionalem, die auch keinem Logiker erlaubt zu verneinen, dass eine Tatsache existiert resp. eine Aussage wahr sei. (S.58) Es gibt also eine Art negativer Seinsanspruch, der zu erschreckenden Realitäten führen kann resp. schon geführt hat («Protokolle der Weisen von Zion»).

Popper leitet aus der Sozialgeschichte her, dass Verschwörungstheorien «ein typisches Ergebnis der Verweltlichung eines religiösen Aberglaubens» sind und vor allem dann mächtig werden, «wenn Menschen an die Macht kommen, die an die Verschwörungstheorie glauben.» (S. 12,13)

Eco ist ein zu leidenschaftlicher Romanautor UND Wissenschaftler, um nicht selbst mit solchen Instrumenten umzugehen und Texte herzustellen/herstellen zu lassen («Wie ich Umberto Eco umgebracht habe»), die mit diesem faktisch-fiktionalen Konstrukt spielen. Schliesslich hilft gerade das Spiel, «in die Erfahrung der Gegenwart wie der Vergangenheit eine Ordnung zu bringen.» (S.56)