Trilogie

Jon Fosse
Rowolth, 2016

Trilogie ist eigentlich genau das, eine Trilogie, drei Geschichten, die zusammen auch eine Geschichte sind. Das neuste Prosawerk des norwegischen Regisseurs und Dichters, wurde zuerst in einzelnen Teilen herausgegeben: Schlaflos, Olavs Träume und Abendmattigkeit. Jetzt werden sie zusammen als textliches Triptychon präsentiert, drei szenische Tableaus. Mit schnörkellos schlendernder Sprache wird die Geschichte von Asle und Alida in einem biblischen Rahmen erzählt. So suchen Asle, Sohn eines Spielmanns, und die hochschwangere Alida mit zwei Bündeln Gepäck und seinem Fiedelkasten in Schlaflos verzweifelt nach einer Unterkunft im regnerischen Bjørgvin (Bergen), aber niemand hat einen Platz für sie frei. Fosse schreibt jedoch keine Weihnachtsgeschichte – in Schlaflos ist es Spätherbst – vielmehr stülpt er sie von innen nach aussen. So mordet Asle aus Verzweiflung nach Unterstand für Alida und seinen baldigen Sohn gleich mehrmals im Angesicht der kalten Schultern, die dem jungen Paar gezeigt werden. Alida scheint nichts zu merken und taumelt ihm völlig erschöpft hinterher. In Olavs Träume wird Asle, der nun Olav heisst, einige Zeit nach den Ereignissen in Bjørgvin von einem caligarihaften Mann vefolgt, der behauptet ihn zu kennen und zu wissen, was dieser getan hatte. Derselbe Mann mutiert später zu einem Grossinquisitor und führt den apathischen Olav, der eigentlich Asle heisst, zum Galgen. In dem Endtableau Abendmattigkeit ist Alida nun allein und mittellos. Wie durch Zufall wird sie von einem Dorfbekannten aus ihrer Kindheit gefunden und aufgenommen, und heiratet ihn später. Doch kann sie Asle nicht vergessen und kann nicht verstehen, warum Asle verschwand. Und dann – dann »läuft Alida ins Wasser«.

Fosses Sprache ist von Wiederholungen und seitenlangen Sätzen geprägt. Konjunktionen sind hier Satzzeichen, die zwischen repetierenden Textfäden sitzen und auf diese Weise immer antreiben und antreiben. So wird das «Schweben» der Charakteren, das Fosse beschreibt, in der Sprache gespiegelt, aber in der Handlung gebrochen. Fosse gibt keine historischen Anhaltspunkte, man steht in einem zeitleeren Raum – ein zeitloses Schweben – und der Text fällt wie Wellen immer wieder auf sich selbst zurück.