Deniz Utlu: Vaters Meer

Yunus ist dreizehn Jahre alt, als sein Vater zwei Schlaganfälle erleidet und danach nahezu vollständig gelähmt ist. Er kann nur noch über Augenbewegungen kommunizieren. Zehn Jahre wird er von Yunus’ Mutter gepflegt, erst in einem Heim, dann zu Hause, bevor er stirbt. Und Yunus, der zum Studium ausgezogen ist aus der elterlichen Wohnung, ruft sich immer wieder Bilder aus seiner Kindheit wach: Erlebnisse und Gespräche mit dem Vater, von denen er manchmal gar nicht mehr wusste, dass er sie noch in sich trägt. Sie fügen sich zu dem warmherzigen Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte oder auf Arabisch fluchte, der häufig abwesend und leicht reizbar war und der einst aus Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze nach Istanbul ging, dort den Militärputsch miterlebte und schliesslich mit einem Frachtschiff nach Deutschland kam.

Deniz Utlu, Vaters Meer. Suhrkamp 2023.

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Miranda Fricker: Epistemische Ungerechtigkeit

Rezension von Julia Rüegger

Was passiert, wenn Vorurteile uns davon abhalten, unserem Gegenüber unvoreingenommen zu begegnen und seinen Aussagen grundsätzlich Glauben zu schenken? Was macht es mit mächtigen oder mit marginalisierten Personen, wenn keine Sprache und noch nicht einmal ein soziales Sensorium für Phänomene wie sexualisierte Gewalt oder psychische Erkrankungen besteht? Und wie wirken sich diese epistemischen Ungerechtigkeiten auf die persönliche Entwicklung von Individuen, auf unser soziales Miteinander und unsere Wissenspraktiken aus?

Diese ebenso komplexen wie hochpolitischen Fragen thematisiert Miranda Fricker in ihrem Buch »Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des Wissens», das bereits 2007 auf Englisch erschien, doch erst jetzt von Antje Korsmeier ins Deutsche übersetzt wurde. Es bietet grundlegende Analysen an der Schnittstelle von Ethik und Erkenntnistheorie, gepaart mit der Einsicht, dass unser Wissen und unsere Urteilsbildung nie nur das Abbild neutraler Informationsbeschaffung sind, sondern eingebettet in hochgradig soziale und politische Situationen, die von vielschichtigen Machtverhältnissen und vorurteilsgeleiteten Stereotypen durchzogen sind. Dass uns diese Gedanken inzwischen nicht mehr ganz neu erscheinen, ist auch Frickers theoretischer Arbeit zu verdanken.Der Philosophin ging es von Anfang an darum, Ansätze feministischer Kritik in das eher konservative Feld der Erkenntnisphilosophie einzubringen und blinde Flecken in der Theoriebildung anzusprechen, wie Fricker im Vorwort zur deutschen Ausgabe schreibt: «Es war […] meine eigene rastlose Enttäuschung von der Disziplin der Philosophie, die den Anstoss zu diesem Buch gab, sowie mein Bedürfnis, diese Enttäuschung zu verstehen: Ich wollte zeigen, dass es zumindest eine glaubwürdige Theorie faktischen Wissens gibt, bei der Fragen von Macht, von sozialer Identität und von Vorurteilen im Zentrum stehen.» (16)

An zahlreichen Beispielen, die Fricker oftmals aus literarischen Texten oder Filmszenen bezieht, die sie einem detektivischen Close Reading unterzieht, zeigt sie im ersten, längeren Teil des Buches auf, dass Zeugnisungerechtigkeit (testimonial injustice) dann auftritt, wenn einer Sprecherin aufgrund von Vorurteilen auf Seiten der Zuhörerin nicht so viel Glauben geschenkt wird, wie es ohne diese Vorurteile der Fall wäre – kurz, wenn «ein Glaubwürdigkeitsdefizit aufgrund von Identitätsvorurteilen» (27) auftritt. Dieses Beispiel erläutert Fricker anhand einer Szene aus dem Spielfilm «Der talentierte Mister Ripley», in der Herbert Greenleaf, der Vater des ermordeten Dickie, seine Beinahe-Schwiegertochter Marge mit einer abschätzigen Bemerkung zum Schweigen bringt, als diese ihren Verdacht äussert, dass der gemeinsame Freund Tom Ripley der Mörder sei: «Marge, es gibt weibliche Intuition, und es gibt Fakten.» (33)

Aus Frickers Perspektive stellt Greenleafs Reaktion für Marge einerseits eine Ungerechtigkeit dar, die sie als wissendes Subjekt betrifft und damit zugleich in ihrem Menschsein herabsetzt: «Jegliches epistemische Unrecht verletzt jemanden in seiner Eigenschaft als Wissenssubjekt und damit in einer Eigenschaft, die für den Wert des Menschen wesentlich ist.» (28) Sind solche Situationen der Zeugnisungerechtigkeit anhaltend und systematisch, untergraben sie nicht nur das Selbstbewusstsein einer Person, sondern stellen laut Fricker gar eine Form der Unterdrückung dar. (92) Neben dem umfassenden Schaden, der für die betroffene Person entsteht, stellt Zeugnisungerechtigkeit aber auch ein allgemeineres Problem beim Versuch kompetenter Wissensbildung und Wahrheitsfindung dar. Denn wenn gewisse epistemische Ressourcen aufgrund von Vorurteilen auf Seiten der Zuhörer:innen nicht in angemessener Weise Gehör finden und dadurch die wahrhaftige Einschätzung einer Situation verunmöglicht wird, entsteht daraus mitunter eine fatale Verzerrung von Tatsachen, in deren Folge sich bestehende Machtverhältnisse und Ungerechtigkeiten wiederum reproduzieren können.

Als Antwort auf diese ebenso komplexe wie alltägliche Gemengelage aus asymmetrisch verteilten Glaubwürdigkeitsökonomien und der grundsätzlichen «epistemischen Schuldbeladenheit» von Vorurteilen plädiert Fricker nicht primär für gesellschaftliche Transformation, sondern für die Entwicklung bestimmter epistemischer Tugenden wie der Zeugnissensibilität, die Zeugnisgerechtigkeit auf individueller Ebene herstellen sollen. Die Tugend der Zeugnisgerechtigkeit als «Fähigkeit, mittels derer der Einfluss identitätsbezogener Vorurteile auf das Glaubwürdigkeitsurteil der Zuhörerin bemerkt und korrigiert werden kann» (29), kann Zeugnisungerechtigkeit zwar nicht ganz abschaffen, sie aber immerhin deutlich eindämmen, so Frickers Hoffnung. 

Im zweiten, sehr viel kürzeren Teil des Buches erläutert Fricker, was sie unter der zweiten Sorte epistemischer Ungerechtigkeit, der «hermeneutischen Ungerechtigkeit» (hermeneutic injustice) versteht. Anders als die Zeugnisungerechtigkeit, die bestimmten Sprecher:innen aufgrund von Vorurteilen in spezifischen Situationen keine oder nur mangelhafte Glaubwürdigkeit zuerkennt, entsteht hermeneutische Ungerechtigkeit aufgrund einer «Lücke in den kollektiven hermeneutischen Ressourcen», einem «Mangel unserer geteilten Werkzeuge, mit denen wir gesellschaftliche Vollzüge deuten». (30) Mehrere Jahre vor Beginn der MeToo-Debatte erläutert Fricker in diesem Kapitel, wieso gerade der Fall von sexueller Belästigung lange Zeit von betroffenen Personen nicht erkannt und schon gar nicht sinnhaft gedeutet und als Belästigung benannt werden konnte – und als Folge davon auch nicht kritisiert und verurteilt werden konnte, weil es schlicht und einfach kein kollektives Bewusstsein von dieser Form des Unrechts gab. Aus solchen «hermeneutischen Lücken» (218) entsteht aber offensichtlich nicht für alle das gleiche epistemische Unrecht: vielmehr ermöglicht hermeneutische Ungerechtigkeit für einige Personengruppen einen strukturellen Vorteil und Machtzuwachs, während sie andere Personen (zusätzlich) marginalisiert und entmachtet; sie im Verstehen ihrer Erfahrungen einschränkt und schlimmstenfalls zu einer vollkommenen Ohnmacht gegenüber der eigenen Lebenssituation führt.

Auch wenn die hermeneutische Ungerechtigkeit nicht von Einzelpersonen begangen wird, tritt sie in der Regel in Gesprächen zwischen Einzelpersonen zutage. Die Tugend der hermeneutischen Gerechtigkeit, die Fricker hierfür in Anschlag bringt, setzt demnach auch in diesen Situationen an und erfordert eine «proaktive und gesellschaftliche bewusstere Art des Zuhörens» (234), in der das, was gesagt wird, ebenso wichtig ist wie das, was nicht oder nur undeutlich gesagt werden kann. Und auch wenn eine solch ethisch-intellektuelle Tugend zunächst nur in einzelnen Sprechsituationen zum Einsatz käme, könne sie auf lange Sicht zu gesellschaftlichem und politischem Wandel beitragen, der auf die Abschaffung bestimmter hermeneutischer Ungerechtigkeiten zielt.

Dass Fricker hier und an einigen anderen Stellen zumindest kurz auf die gesellschaftlichen und politischen Dimensionen eingeht, die den weiteren Rahmen für die Ursachen und Wirkungsweisen epistemischer Ungerechtigkeit bilden, ist beruhigend. Trotz der ausführlichen Erläuterung der vorgeschlagen Tugenden bleibt es nämlich fraglich, wie sinnvoll es ist, so stark auf individuell tugendhafte Zuhörer:innen zu setzen, die mittels Achtsamkeit und Reflexion eigenständig in der Lage sein sollten, historisch-kulturell bedingte Vorurteilsstrukturen spontan zu hinterfragen und strukturelle Schieflagen oder gar hermeneutische Lücken durch bewussteres Zuhören einfach auszugleichen.

Es wäre daher wünschenswert gewesen, dass Fricker genauer ausgeführt hätte, was es für demokratische Institutionen, für Politik, Bildung, Medien und die Rechtsprechung bedeuten könnte, diesen epistemischen Ungerechtigkeiten und ihren individuellen wie kollektiven Schäden verstärkt Rechnung zu tragen, anstatt sich allein auf die Tugendhaftigkeit von Einzelpersonen zu fokussieren. Auch Frickers Gebrauch von Beispielen fällt nicht immer überzeugend aus, und wenn sie in der Einleitung davon schreibt, sie wolle verstehen, wie unser epistemisches Verhalten «sowohl rationaler als auch gerechter werden könnte» (26), kommen schon mal Zweifel auf, ob der Begriff der Rationalität in diesem Kontext wirklich so unbeschadet zu gebrauchen ist. Zudem mutet es seltsam an, dass im ganzen Buch das Wort «intersektional» kein einziges Mal auftaucht, obwohl Fricker viel davon schreibt, wie bestimmte (race, class- oder genderbezogene) Identitätskonstruktionen mit sozialen, epistemischen und materiellen Ungleichheiten zusammenwirken. Und dass das wichtige Thema der hermeneutischen Ungerechtigkeit gerade mal einen Fünftel der gesamten Buchlänge ausmacht, ist schade und nicht ganz nachvollziehbar.

Dennoch ist Frickers Buch eine beachtliche Leistung. Mit der Rede von Zeugnisungerechtigkeit, hermeneutischer Ungerechtigkeit und epistemischer Ungerechtigkeit prägt Fricker Begriffe, die im kritischen Diskurs selbst eine hermeneutische Lücke schliessen und die uns zeigen, wieso epistemisches und soziales Unrecht aufs Engste miteinander verbunden sind. Damit leistet Fricker zumindest auf der Ebene der Problemanalyse einen fundamentalen Beitrag sowohl zur Erkenntnisphilosophie als auch zu politischer Philosophie und Ethik, und nicht zuletzt zu gesellschaftlichen Debatten darüber, wer worüber sprechen kann; wem wir aus welchen Gründen nicht nur zuzuhören, sondern auch zu glauben bereit sind – und wem wir diese grundlegende Form der Anerkennung verweigern.

Miranda Fricker: Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des WIssens. C. H. Beck, München 2023.

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Fabian Baumann: Dynasty Divided

A Family History of Russian and Ukrainian Nationalism

In seinem ersten Buch, das auf seiner Basler Dissertation beruht, erzählt der Historiker Fabian Baumann die Geschichte einer zwiegespaltenen Dynastie von Gelehrten, Journalist*innen und Politikern im Kiew des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Šul’gins sahen sich als Russ*innen und verteidigten die zaristische Autokratie; ihre Verwandten, die Šul’hyns identifizierten sich mit der ukrainischen Nation und mit sozialistischen Ideen. Anhand ihrer Lebensgeschichten zeigt Baumann, wie diese Männer und Frauen bewusst eine nationale Identität auswählten und kultivierten und wie sie so dazu beitrugen, dass sich die Ukraine und Russland langsam, aber sicher auseinanderbewegten.

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Jens Andersen: Tove Ditlevsen – Ihr Leben.

Jens Andersen erzählt aus Tove Ditlevsens Leben, von dem Weg, den sie als Schriftstellerin gegangen ist, ihrem turbulenten Werdegang mit allen Höhen und Tiefen, ihrem Leben als Frau, Mutter und Künstlerin. Tove Ditlevsen schrieb Autofiktion, lange bevor das Wort erfunden wurde, und setzte sich und ihre Beziehungen kompromisslos in ihrer Literatur ein. Sie hatte eine paradoxe Sehnsucht nach einem geordneten bürgerlichen Familienleben, schaffte es aber nie, sich darin einzurichten. Zugleich schrieb sie gerade dann, wenn das Familienleben kompliziert wurde, ihre besten Texte. Sie liebte es, aufzutreten, und hatte einen überbordenden Humor und Sinn für Komik. In dieser Biographie werden die aussergewöhnliche, lebenshungrige Seite ihrer Persönlichkeit, ihr zügelloser Freisinn und die radikale Modernität ihres Schreibens zum ersten Mal beleuchtet.

Jens Andersen, Tove Ditlevsen. Ihr Leben. Aufbau 2023

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Neu bei Diaphanes: zwei aufrüttelnde Klimaromane von J.G. Ballard

Bei unserem Kooperationsverlag Diaphanes sind zwei Titel von J.G. Ballard neu erschienen: «Die Flut» und «Die Dürre», in neuer Übersetzung aus dem Englischen von Helma Schleif. Die zwei Romane beschreiben die Auswirkungen einer Klimakatastrophe auf die menschliche Psyche in halluzinatorischen Bildern und gelten heute als Klassiker der dystopischen Literatur sowie als Vorläufer der «Climate Fiction».

J.G. Ballard: Die Dürre, Diaphanes 2023.
Auf der Erde breitet sich eine nie gekannte Dürre aus. Eine hauchdünne, widerständige Polymerschicht entstanden aus Industrieabfällen bedeckt die Ozeane und verhindert jedes Verdunsten des Meerwassers. Flüsse werden zu Rinnsalen, die Wälder stehen in Flammen und die unerträglich helle Sonne brennt auf die verdorrten Landschaften nieder. Während die meisten Menschen an die Küsten strömen, bleibt der Arzt Ransom mit wenigen anderen in der Stadt zurück. Das Klima verändert die zurückgebliebenen Bewohner und Gewalt und Verzweiflung breiten sich aus – während einige, in Einklang mit der apokalyptischen Wüstenlandschaft, ihre Erfüllung finden.

J.G. Ballard: Die Flut, Diaphanes 2023.
Durch den Verlust der Ionosphäre, des Schutzmantels der Erde gegen die Sonnen­einstrahlung, sind die Temperaturen gestiegen, die Polkappen geschmolzen, der ­Meeresspiegel steigt unaufhörlich. Europa ist ein sumpfiger Dschungel, bevölkert von Leguanen, Alligatoren und Moskitos, in dem ein Klima herrscht wie in der Kreidezeit. Während die Reste der Erdbevölkerung sich in die Polarregionen zurückgezogen haben, lebt Dr. Kerans in einem Luxusapartment im 10. Stock des Hotel Ritz über einem weitgehend überfluteten London, um zusammen mit anderen Wissenschaftlern die verbliebenen Landmassen zu kartografieren.

Hier können die beiden Bücher bestellt werden:

Die Dürre Die Flut

Saskia Winkelmann: Höhenangst

Die achtzehnjährige Protagonistin lebt mit und abhängig von ihrer Mutter, die das Haus kaum verlässt, in einer Schweizer Kleinstadt. Ihr Rückzugsort ist der Botanische Garten, Freund*innen hat sie keine, seit ihre Wüstenmäuse gestorben sind. Sie steht kurz vor dem Abschluss des Gymnasiums, langweilt sich und weiss nicht, wohin mit sich.

Als sie Jo kennenlernt, scheint sich endlich etwas in Bewegung zu setzen. Jo schert sich nicht darum, was andere denken, ist immun gegen Zuschreibungen, traut sich alles. Ein illegaler Kellerclub und eine Jagdhütte werden zu Trainingsplätzen für erste Erfahrungen mit Drogen, elektronischer Musik und Sex. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Doch dann gerät alles ausser Kontrolle.

Saskia Winkelmann: Höhenangst, Verlag die Brotsuppe 2023.

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Autor*innen-Netzwerk «lokal lesen»

Das Autor*innen-Netzwerk «lokal lesen» nimmt sich zum Ziel, lokales Literaturschaffen sichtbarer zu machen. Autor*innen werden dazu eingeladen, der oft einsamen Schreibarbeit mal einen Moment zu entfliehen, um zusammenzukommen, sich auszutauschen, gemeinsam zu wirken. «lokal lesen» bietet Anlässe und Weiterbildungen an und öffnet Türen zu geteilten Räumen, die sich positiv auf das künstlerische Schaffen auswirken und in denen sich Schriftsteller*innen gegenseitig stärken können. Die Buchhandlung Labyrinth schätzt es sehr, dass «lokal lesen» bei uns tagt und mit einem Regal präsent ist.

Ebenfalls bei «lokal lesen» mit dabei ist Julia Rüegger. Am 8. November um 19.30 liest sie hier bei uns im Labyrinth aus ihrem Lyrikdebüt «einsamkeit ist eine ortsbezeichnung» und spricht mit Jelena Kern über ihre Gedichte und ihr literarisches Schaffen. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Gianna Molinari: Hinter der Hecke die Welt

Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden. Deshalb trifft es Massnahmen: Die bei den Touristinnen und Touristen beliebte Hecke wird gehegt und gepflegt, der Stand der Dorfkasse wird regelmässig überprüft. Vor allem aber kümmert man sich um Pina und Lobo, denn die Kinder sind die Zukunft des Dorfes. Doch Pina und Lobo wachsen schon lange nicht mehr. Während das Dorf auf die Wachstumsschübe der Kinder wartet, beobachtet Pinas Mutter in der Arktis, wie das Eis schmilzt und Grenzen sich verschieben.

Gianna Molinari: Hinter der Hecke die Welt, Aufbau 2023.

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Colson Whitehead: Die Regeln des Spiels

Ray Carney will von krummen Geschäften nichts mehr wissen. Er hält sich raus aus dem täglichen Chaos New Yorks, wo Gangster sich Schiessereien liefern und die Black Liberation Army zum bewaffneten Kampf aufruft. Wäre da nicht seine Tochter May mit dem fast unerfüllbaren Wunsch nach einem Ticket für das Konzert der Jackson Five. Ray muss sein altes Netzwerk aktivieren – auf die Gefahr hin, sich selbst wieder zu verstricken. Als in Harlem ganze Wohnblocks in Flammen aufgehen, beauftragt er Pepper, der wie kein zweiter die Regeln des Spiels kennt, um für Gerechtigkeit zu sorgen.

Colson Whitehead: Die Regeln des Spiels, Hanser 2023.

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Ein Fenster für AphorismA

Das Programm des Verlags AphorismA aus Berlin beinhaltet eine Vielfalt an Büchern zu den Bereichen Judentum, Christentum und Islam, zu Deutschland, Israel und Palästina. Ganz besonders unser Interesse geweckt hat das Bilderbuch «Märchen im Gepäck». Entstanden ist es im Rahmen künstlerisch-pädagogischer Workshops, in denen sich vier Illustrator*innen aus arabischen und europäischen Ländern gemeinsam mit Schulklassen über die politische und soziale Dimension von Märchen austauschten.

Seit der Verlagsgründung gehören auch das Leben und Werk der deutsch-jüdischen Dichterin Rose Ausländer (1901-1988) zu den Schwerpunkten von AphorismA.

Wir freuen uns, dass AphorismA unserem Fensterplätzchen einen Besuch abstattet.